Der Glasfasermarkt braucht Interoperabilität
Bis 2030 soll nach der Gigabitstrategie der Bundesregierung jeder Haushalt über eine Anschlussmöglichkeit an ein Glasfasernetz (FTTH) verfügen. Kooperationen, Mitnutzung und Open Access spielen dabei eine immer wichtigere Rolle: Je mehr Gebiete außerhalb der Ballungszentren mit Glasfaser versorgt werden, desto größere Bedeutung gewinnen diese Konzepte. Nicht zu unterschätzen sind dabei die technischen Herausforderungen, insbesondere die physikalische Interoperabilität von Glasfasern selbst. So werden z.B. niedrige Dämpfungen erreicht, wenn eine gebrochene Faser wieder verbunden wird. Diese besondere Situation ist aber nicht immer gegeben, wenn unterschiedliche Fasern miteinander verbunden werden.
In den nächsten Jahren rückt der Gebäudeausbau in der Netzebene 4 mit Glasfaser immer mehr in den Fokus. Dort eingesetzte Fasern müssen zueinander passen, um Dienste problemlos übertragen zu können. In den verschiedenen Handreichungen des BMDV sind bis zu vier Fasern pro Wohnung vorgesehen. In der Praxis wird die Leistungsfähigkeit eines Netzes über Service Level Agreements (SLAs) sichergestellt, die die theoretische Leistungsfähigkeit beschreiben. Dabei müssen bereits verlegte Glasfasern eine bestimmte Performance erbringen, die auf vorher berechneten Parametern beruht. Diese Leistung ist auch für zusammengeschaltete Fasern nachzuweisen. Damit ist die physikalische Interoperabilität – neben der Bedeutung für Kooperationen und Open Access beim Glasfaserausbau – auch für Installationsunternehmen, die beigestellte Materialien verarbeiten sollen, und für die Überprüfung von SLAs wichtig. Schon heute ist entsprechende Messtechnik verfügbar, die eine Überprüfung der gegebenen Werte zulässt.
Nur die Kenntnis und Beachtung der richtigen Standards kann sicherstellen, dass die hohe Leistungsfähigkeit eines Glasfasernetzes bei der Verbindung von Fasern in einem Netzwerksystem erhalten bleibt. Bei der Faserbeschaffung und -spezifikation ist daher darauf zu achten, dass die entsprechenden Vorgaben der ITU-T Empfehlung und weiterer Normen beachtet werden sowie wesentliche Anforderungen z.B. an Krümmungsempfindlichkeit und Spleisstests erfüllt sind. Ohne eine solche Prüfung der Kennwerte kann es im Netzausbau zu erhöhten Dämpfungen kommen und das Netz kann die berechneten Leistungsparameter der Netzbetreiber nicht abbilden. Vor der elektrischen Interoperabilität muss daher die physikalische Interoperabilität sichergestellt werden.
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